Manches im Leben verläuft nicht gerade.

Vielleicht habe ich ein besonderes Gespür für Verbindung und Verlust, weil ich als Zwillingsschwester eines Bruders ins Leben gekommen bin und schon früh erlebt habe, wie Nähe und Wandel zusammengehören. Manche Spuren bleiben, andere verändern sich. Aus beidem entsteht Tiefe und ein feines Gespür für Zwischentöne.
Unsicherheiten und Brüche kenne ich gut. Ich weiß, wie es ist, sich selbst Orientierung zu geben, wenn draußen keine da ist.

Ich musste Verantwortung übernehmen lange bevor ich bereit war. Es war zu viel.
Und trotzdem wurde genau daraus etwas, das mir heute Orientierung und innere Stärke gibt.

Was mich trägt, ist eine Verbundenheit. Mit mir selbst. Mit anderen. Und mit dem, was größer ist als ich.

Ich denke in Kreisen, nicht in Schubladen. Ich kenne das Gefühl, zwischen Welten zu stehen kulturell, sozial, strukturell und genau dort meinen Platz zu finden.
Zwischen Systemen, Identitäten, Privilegien und Grenzen. Diese Zwischenräume sind mir vertraut. Lange waren sie mit Reibung verbunden. Heute sind sie Quelle von Beweglichkeit, Tiefe und Verbindung.
 
Ich habe früh erlebt, wie stark Strukturen wirken, lautlos über Unterschiede hinweg.
Wie Schweigen Systeme stabilisiert, aber selten Menschen schützt.
Wie Zugehörigkeit nicht nur eine Frage von Herkunft oder Haltung ist, sondern von Aushandlung, Wandel und Widerspruch.
Ich bin nicht da, weil ich alle Antworten habe. Sondern weil ich gelernt habe, mit den Fragen zu bleiben. Ich halte Spannungen aus. Ich lasse Lebendigkeit zu. Ich wahre meine Integrität.
Ich finde Orientierung im Gespräch, in Bewegung und manchmal einfach in der Stille.​

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